Kaum eine Debatte wird im Fediverse derzeit so hart geführt wie die, ob sich Mastodon gegenüber anderen Netzwerken öffnen sollte. In dieser Debatte crashen immer wieder zwei Positionen aufeinander: Auf der einen Seite sind die, die auf Mastodon ihr gemütliches, sicheres Wohnzimmer haben wollen, in dem sie sich mit vertrauten Menschen austauschen können. Diese Fraktion will das unkommerzielle, freie Mastodon schützen vor den Einflüssen kommerzieller Anbieter mit ihren toxischen Inhalten und Eingriffen in die Privatsphäre.
Und dann gibt es diejenigen, die das alles viel viel größer sehen, und die sich nach der Kernschmelze bei Twitter einen neuen Ort für eine globale Öffentlichkeit wünschen. Einen Ort, an dem wie früher bei Twitter Informationen aus der ganzen Welt zusammenlaufen, dieses Mal aber besser, dezentral und frei. Mit revolutionärer Ungeduld blicken sie auf das Fediverse und vor allem auf Mastodon. Um diesem Ziel näher zu kommen, wollen sie das Risiko eingehen, die Dienste jetzt lieber schnell zu öffnen, zu förderieren, zu wachsen und einfach auszuprobieren, was möglich ist.
Ich gehöre zu dieser Fraktion. Denn Wohnzimmer gibt es schon genug, etwa in den zahlreichen abgeschlossenen Messenger-Gruppen, in die schon heute ein guter Teil unserer täglichen Kommunikation fließt. Von einem sozialen Netzwerk will ich dagegen viel mehr, als ein Wohnzimmer bieten kann.
Seismograph für Debatten und Bewegungen
Von sozialen Netzwerken und einer digitalen Öffentlichkeit erhoffe ich mir aktuelle Informationen aller Art, nicht nur als Journalist. Ich möchte wissen, was Politiker:innen schreiben, was Regierungen verlautbaren, was NGOs veröffentlichen und was spannende Menschen zu sagen haben. Ich möchte mir selbst ein weitverteiltes Informationsnetzwerk zusammenstellen, das mich jederzeit wissen lässt, wenn etwa die Rechte von Migrant:innen in Italien unter die Räder geraten oder wenn in Indonesien Leute gegen Menschenrechtsverletzungen auf die Straße gehen.
Ich möchte die großen Debatten aus meinen Interessengebieten und aus der breiten Öffentlichkeit mitbekommen. Ich möchte sehen können, was die Welt bewegt. Ich möchte mir in Breaking-News-Situationen direkt Quellen zusammenstellen können, von denen ich glaubwürdige Informationen bekomme – sowohl direkt vor Ort als auch von Expert:innen kuratiert.
Ein solches Netzwerk soll ein Seismograph sein für politische und soziale Bewegungen, für Umwälzungen und Debatten. Diesen Seismographen möchte ich persönlich steuern. Ich will selbst bestimmen und filtern können, wie welche Information zu mir gelangt – ohne dass mir eine Plattform etwas vorsetzt, sortiert von Algorithmen, die ich nicht durchschauen oder kontrollieren kann.
Darüber hinaus möchte ich in diesem sozialen Netzwerk Kontakte knüpfen und halten, ich will spontan mit tollen Menschen zusammenarbeiten und ihnen Fragen stellen können. Verbunden sein mit guten Leuten, mit spannenden Organisationen oder einfach Menschen, die verdammt lustig sind und mich jeden Tag erneut zum Lachen bringen.
Twitter konnte all dies ziemlich gut, bevor es zu dieser giftigen Jauchegrube wurde, in der eine einzige, megareiche Person an den Reglern dreht. Dennoch hatte Twitter schon vor der Übernahme durch Elon Musk Probleme mit toxischer Kommunikation. Für die Zukunft der Plattform gibt es keine Hoffnung mehr. Wir brauchen etwas Neues.
Die Chance ist jetzt
Wenn ich diesen Wunsch nach einem globalen Netzwerk im Mastodon-Umfeld äußere, sind die Reaktionen oft ablehnend bis aggressiv. Ich bekomme Dinge wie „Geh doch zu Twitter“ an den Kopf geworfen. Oder: „Ihr mit euren kurzfristigen, journalistischen Bedürfnissen!“, „Ihr wollt doch nur Aufmerksamkeit“, „Ihr mit Eurer Twitter-Kultur“, „Wir machen das hier aber anders und ihr müsst euch anpassen“.
Das macht mich wütend. Erstens sehnen sich nicht nur Journalist:innen nach solchen Informationsnetzwerken, sondern Menschen aus sehr vielen Bereichen, etwa aus Forschung und Bildung, Politik, Verwaltung oder Zivilgesellschaft. Zweitens sind solche Netzwerke eine Chance für soziale und politische Bewegungen: Sie können Motor sein, um die Welt zu verbessern. Und drittens will ich wirklich nicht mehr zu Elon Musks ekelhaftem Twitter zurück. Ich möchte, dass wir zusammen ein dezentrales, globales Netzwerk bauen, das eben nicht in der Hand eines Milliardärs liegt, der alles kontrollieren kann. Wir haben jetzt die Chance dazu!
Wer ein Mastodon in den Grenzen von 2021 will, verkennt die große Chance und die einmalige Situation, in der wir gerade sind. Wir befinden uns am Beginn einer neuen und aufregenden Entwicklung. Um die Lücke zu füllen, die Twitter lässt, stehen gleich mehrere soziale Netzwerke bereit. Drei davon sind besonders prominent. Sie wollen es anders machen, und sie haben zumindest die Voraussetzungen, Teil eines dezentralen, föderierten Netzwerkes zu sein.
Der Dienst Threads von Facebooks Mutterkonzern Meta ist über das Activity-Pub-Protokoll an das Fediverse anschließbar. Beim Dienst Bluesky, der Twitter optisch am meisten ähnelt, können Nutzer:innen selbst wählen, wie ihre Inhalte sortiert werden sollen. Bluesky verwendet außerdem ein eigenes Protokoll namens AT, und ist dezentral erweiterbar. Und Mastodon ist als Vorreiter dieser Entwicklung längst Teil des dezentralen Fediverse – und damit Vorbild für die anderen.
Mitmachen statt Abwehrkämpfe führen
Threads hat mit mehr als 130 Millionen Nutzer:innen gerade zahlenmäßig die Nase vorne – die Zahl dürfte aber auch deshalb so hoch sein, da Nutzer:innen ihre bereits aufgebaute Instagram-Gefolgschaft direkt zu Threads mitnehmen durften. Bluesky hat derzeit knapp fünf Millionen registrierte Nutzer:innen. Das freie, offene und wirklich dezentrale Mastodon hat rund 1,2 Million aktive und etwa zehn Millionen registrierte Nutzer:innen.
Wir haben es also mit ungleichen Akteuren zu tun, nicht nur was die Zahl der Nutzer:innen angeht. Hinter Threads steht der überwachungskapitalistische Meta-Konzern; bei BlueSky hat Twitter-Mitgründer Jack Dorsey die Finger im Spiel, und Mastodon wird vor allem getragen von einer Unzahl kleiner Hobby-Instanzen und ganz viel Idealismus. Mastodon dürfte außerdem der einzige Akteur sein, bei dem finanzielle Interessen kaum eine Rolle spielen und der nicht einer sogenannten Enshittification unterzogen werden kann. So nennt man es, wenn sich Plattformen aus kommerziellen Interesse nach einiger Zeit zum Schlechten wandeln, etwa indem Business-Inhalte und Werbung Überhand nehmen, während die aufgebaute Netzkultur zurückgedrängt wird oder stirbt.
Wir haben also hier und jetzt die historische Chance, eine Infrastruktur für ein gemeinwohlorientiertes, dezentrales und globales Netzwerk der Informationen zu schaffen. Über selbstbestimmte Filter können wir uns dieses Netzwerk formen – egal ob wir das kleine gemütliche Wohnzimmer haben wollen oder eben den globalen Seismographen. Wer das Fediverse oder Mastodon bereits mag und sich für diese Idee begeistern kann, sollte keinen Abwehrkampf dagegen führen, sondern mitmachen und diese riesige Chance nutzen.
Es wird nicht im Wohnzimmer alleine klappen
1,2 Millionen Menschen im Mastodon-Wohnzimmer reichen nicht, um eine globale Öffentlichkeit auf dezentraler Infrastruktur zu bauen. So ein Netzwerk wird auch nicht entstehen, wenn wir den Kern vehement gegen äußere Einflüsse verteidigen, seien es Ambitionen einer Fediverse-Anbindung von Threads oder eine Brücke zu Bluesky. Aus der Vision wird nichts, wenn wir lieber die Fenster und Türen verrammeln anstatt auszuloten, wie Netzwerke wachsen können – ohne, dass die Grundideen verloren gehen. Die Welt ist ein aufregender Ort voller Krisen und Probleme, aber auch voller Schönheit und Hoffnung. Dem sollten wir uns stellen.
Es gibt natürlich Argumente gegen Bluesky und noch viel bessere Argumente, Meta nicht zu vertrauen – und die mögliche Threads-Anbindung ans Fediverse als Übernahmeversuch zu deuten. Es gibt aber auch gute Argumente, dass wir eine historische Chance verpassen, wenn wir jetzt nicht wachsen und uns auf Mastodon zur Vermeidung von Risiken in der Nische zurückziehen.
Leider triefen viele Debatten-Beiträge auf Mastodon gegen eine Öffnung zur Außenwelt nicht nur vor Angst, sondern auch vor einer kaum auszuhaltenden Selbstgewissheit, mit der eigenen Abschottungs-Mentalität auf der richtigen Seite zu stehen, ja, die Weisheit mit übergroßen Löffeln gefressen zu haben.
Mut statt Mauern
Es trifft ja zu: Mastodon steht mit seinem dezentralen, offenen und nicht-kommerziellen Ansatz tatsächlich auf der richtigen Seite, und ist zurecht Vorbild. Aber genau daraus sollten wir auf Mastodon die Aufgabe ableiten, uns aktiv an der Entwicklung großer, dezentraler, sozialer Netzwerke zu beteiligen, moralischer Kompass zu sein – und uns eben nicht abzuschotten. Es braucht endlich Mut statt Mauern!
Gerade die Menschen, die das Fediverse und Mastodon zu dem gemacht haben, was es heute ist, können einen wertvollen Beitrag leisten, um im viel größeren Maßstab das Internet zu einem besseren Ort zu machen. Es gibt so viele ungelöste und spannende Fragen, die wir jetzt angehen sollten: Wie finanzieren wir neue, digitale, nicht-kommerzielle Öffentlichkeiten? Wie können die Nutzer:innen wirklich mitentscheiden? Wie machen wir die vielen, dezentralen Fürstentümer demokratischer? Wie moderieren wir Inhalte? Wie gehen wir mit denen um, die alles wieder zerstören wollen?
Die wichtigste Frage auf dem Weg vom kleinen Fediverse zur globalen Öffentlichkeit lautet aber: Wie verbinden wir uns mit anderen, potentiell gefährlichen Akteuren, ohne von ihnen gefressen zu werden? Wie geben wir den Nutzer:innen und Betreibern von Instanzen die Werkzeuge in die Hand, selbst zu entscheiden wie weit sie sich verbinden und was sie sehen? Wie können wir eine gemeinwohlorientierte Infrastruktur schaffen, die auch gegen Angriffe standhält? Und all das, ohne dass sich in den Debatten die Toxizität breit macht, die schon im letzten Jahrzehnt die Kultur auf den großen Plattformen geprägt hat. Das wird alles schwer und unglaublich spannend und lehrreich werden – aber den Versuch ist es wert.
Hi, die Formulierung, bei Bluesky habe „Twitter-Mitgründer Jack Dorsey die Hände im Spiel“ ist irreführend, auch der verlinkte Artikel ist zwar fachlich richtige, bedient aber das Gerücht, hinter Bluesky stecke in Wahrheit Dorsey — dieses Gerücht wird vor allem von Mastodon-Fans gestreut, um Bluesky als Twitter-Ableger zu diffamieren. Jack Dorsey hält keine Anteile an Twitter, er ist nicht Teil des Managements, sondern er hat lediglich einen Sitz im Aufsichtsrat. Bluesky ist eine „Not-for-profit“-Organisation und ist geführt von der Mitgründerin Jay Graber
„Jack Dorsey hält keine Anteile an Bluesky“ sollte es natürlich heißen.
Threads hat für eine Kopplung Bedingungen ans Fediverse gestellt, da gab es Gespräche mit den Betreibern großer Instanzen und dem Leadentwickler von Mastodon. Bluesky sollte durch einen ominösen Brückendienst ans Fediverse angebunden werden, der gegen den Willen der Benutzer in einem opt-out System Posts im Bluesky replizieren sollte, ohne eine Möglichkeit Toots zu löschen.
Warum sollte sich das Fediverse beugen um großen Diensten gefällig zu werden oder sich das Replizieren von Toots gegen den eigenen Willen schmecken lassen?
Ein Replizieren von Posts von einem ins andere System ohne jemals eine AGB abgenickt zu haben auf der anderen Plattform würde ich als Entmündigung und Übergehen meiner Rechte verstehen.
Twitter und Facebook haben die letzten Jahre exzellent bewiesen, dass Moderation großer sozialer Netzwerke nicht funktionieren, in den kleinen Fediverse Instanzen funktioniert dies bemerkenswert einwandfrei und in einer hohen Qualität. Kommerzielle soziale Netzwerke waren bis dato immer Freiflüge.
Den folgerichtigen Entschluss, dass die, angenommen ActivityPub nach spec sprechenden und föderierenden Instanzen, Bluesky und Threads Höllenschlunde mangelnder Moderation sein werden ist ein sehr guter Grund, dass sich viele Administratoren und Moderatoren der kleinen Fediverseinstanzen nicht föderieren werden und jetzt schon sicherheitshalber diese Dienste auf die Sperrliste gepackt haben.
> Ein Replizieren von Posts von einem ins andere System ohne jemals eine AGB abgenickt zu haben auf der anderen Plattform würde ich als Entmündigung und Übergehen meiner Rechte verstehen.
Das passiert doch heute schon mit den ganzen Fediverse Instanzen die ActivityPub nativ unterstützen. Bei einem dezentralen föderierten System ist es „by-design“ das Daten überall hin fließen. Oder hast du die AGBs jeder Mastodon, Friendica, WordPress, Pixelfed,… Instanz abgenickt auf die sich dein Post hin verirrt weil dir jemand von einer der Instanzen folgt oder deine Beiträge von deinen Followern zu immer mehr Instanzen ge-boostet werden?
Es sind ja beides offene Protokolle.Selbst wenn sich die Plattformen nicht öffnen wollen, könnte man es auch über nen guten multi Client lösen. Ja vielleicht nicht 100% geil. Aber durchaus denkbar
Nicht schwätzen. Machen!
Wo bleibt Eure Fedi-Instanz auf der Ihr vormacht, wie Ihr euch das vorstellt.
Ich würde mir wünschen, dass sie schlauer als andere Journalisten sind und sich mal mit Pleroma und Akkoma sowie den westlichen Forks von Misskey befassen. Es nervt allmählich, dass immer von „Fediverse“ die Rede ist, aber es dann um „Mastodon“ geht.
Dafür müsste entsprechende Presse allerdings aus der eigenen Blase ausbrechen und die Blase hockt(e) nun mal bei Twitter und Mastodon ähnelt halt Twitter.
Nicht die Chance ist jetzt, die Gefahr ist jetzt. Im Artikel werden ja die Größenverhältnisse klar dargestellt. Was passiert wenn sich ein großes Netzwerk mit einem kleinen zusammentut? Genau: die Verfahren & Gepflogenheiten des größeren Netzwerkes werden -mehr oder weniger schleichend- die des kleineren Netzwerkes aushöhlen. Das ist zwangsläufig und als „Eternal September“ bekannt.
Weiterhin: Der Autor trauert in diesem Artikel dem Twitter Ideal von vor zig Jahren nach (dieses Ideal gab es auch vor Musk nicht) und möchte das Fediverse gerne so haben wie es seinem Ideal entspricht, also ein „besseres Twitter“. Warum? Mastodon & Co wurden entwickelt mit der Idee eben NICHT wie Twitter (auch in seinen besseren Tagen) zu sein.
Mit welcher Idee, was zu sein, wurden denn Mastodon & Co entwickelt? Ist das festgelegt, was aus der Nutzung des Protokolls entstehen soll? Ich denke nicht.
Für mich ist das offensichtlich:
Auf der technischen Seite: Die Idee das einzelne Server unabhängig (Personen, Verwaltung etc.) existieren können / sollen. Das unterscheidet es grundlegend von jeder neueren Social-Media-Plattform (eher erinnernd an das urlalte IRC / Usenet)
Das macht es auch hoffentlich schwierig es zentral, im guten wie im schlechten Sinn, das Netzwerk im Ganzen beeinflussenzu können (einzelne Server sicherlich). Es entzieht sich so hoffentlich in in Summe zentralen Behörden und ihren ewigen Zensur- und Überwachungsbemühungen, egal in welchem Teil der Welt (und dazu gehören auch die Bemühungen innerhalb der EU, Details siehe hier auf Netzpolitik). Zur Not wird der politisch/ideologisch/wirtschafltich „infizierte“ Teil halt geblockt (vom einzelnen User) oder via Admin abgespalten. Letzteres ähnlich den ewigen, aber notwendigen, Rangeleien in den diversen IRC Verbünden.
Also was ist die Idee hinter Mastodon, als eine mögliche Anwendung vom ActivityPub Protokoll? Es ist das Versprechen, eher ein aktueller Versuch anstelle von Profitlogik und dazu notwendigen mehr oder weniger geheimen Algorithmen (wie bei Twitter, FB & Co) via Open Source für alle Nutzer eine Möglichkeit halbwegs gleichberechtigte Teilnahme an Kommunikationsnetzwerken (technische Ausgestaltung aber auch soziologisch) zu schaffen. Also die Art & Weise von digitaler Kommunikation nicht nur gewähren, um die Nutzer dann (Aufmerskamkeit / Ökonomisch) zu exploiten, sondern es als Nutzer selbst definieren zu können.
Dieser ewige Kampf ist ja auch nichts Neues. Kenne ich seit BBS Zeiten und deren „Tier“netzen.
Das Zusammenrühren der Behauptung von „gemütliches Wohnzimmer / Abschottung“ und der aufgrund bitterer Erfahrungen (!!) berechtigten Ablehnung jedweder kommerziell motivierter Vereinnahmung ist schon mal eine sehr steile These, aus welcher du da im folgenden viel emotionale Wucht zu ziehen scheinst. Es geht nicht um Wohnzinmer. Es geht um die Freiheit, sich zu den ganz eigenen Bedingungen mit den Leuten zu vernetzen, mit denen man das will. Das erfordert ein Mindestmass an Entscheidungskompetenz und digitaler Selbstbestimmung, welche diejenigen kommerzielle Dienste deren Kerngeschäft nicht Privacy ist, naturgemäss nicht fördern können ohne ihrem AdTech + AI Training business zu schaden.
Es ist jeder Instanzverwaltung selbst überlassen ob sie mit Threads / Bluesky und allen kommerziellen Plattformen (die früher oder später enshittified sein WERDEN, machen wir uns nichts vor) föderieren wollen oder nicht. Manche Instanzen haben da bereits klar gesagt, dass sie das tun werden, allen voran die grösste, so genannte „Flagschiff-Instanz“, mastodon.social. Ich weiss also nicht mal, wofür oder wogegen genau du hier faktisch schreibst. Ich lese da nur Bequemlichkeit: alle sollen sich möglichst erst mal allem öffnen, die Kritik kann später kommen, erst mal sehen was passiert.
Und auf „erst mal sehen was passiert“ haben viele nun mal keine Lust mehr, nach zig Fällen von EEE (Embrace, Extend, Extinguish).
Zu guter Letzt: eine „globale Õffentlichkeit“ die zu beträchtlichen Teilen in den Händen privater, westlicher Unternehmen mit ihren ganz eigenen Interessen liegt, ist in meinen Augen ganz sicher weder global noch öffentlich.
Leider (!) ist das Mastodon-Backend technisch nicht dazu in der Lage, die Daten in der benötigten Menge und Qualität zwischen den Instanzen auszutauschen, um Twitter auch nur annähernd nahezukommen.
Schau‘ bitte mal ins git, Markus. >90% der Commits kommen vom einzigen Entwickler, der auch CEO von Mastodon inc. ist. Dezentral, my ass.
Vielleicht ließe sich das Ruder herumreißen, aber dazu müsste nach einem Investment von mehreren Millionen Euro das Management komplett ausgetauscht werden. Es ist dafür verantwortlich, dass es mit Mastodon nicht vorangeht.
Statt die technische Schuld zu bereinigen, zeigt man mit dem Finger auf andere Firmen, und zwar weil die ein Caching implementieren wollen, um die eigenen technischen Mängel zu umgehen. Meh.
In der offiziellen Installationsanleitung für die eigene Mastodon-Instanz wird übrigens explizit auf Amazon S3 als Cloud-Anbieter verwiesen: https://docs.joinmastodon.org/admin/config/
Ich bin auch der Meinung, dass „Weil Bluesky“ keine Begründung ist, die Föderation mit einem Anbieter zu verwehren.
Allerdings finde ich, dass es neben den bisherigen Regeln des Mastodon Server Covenant (https://joinmastodon.org/covenant ), welche inhaltlich hauptsächlich auf Sorgfaltspflichten für kleine Betreiber hinauslaufen noch weitere Regeln geben sollte, welche die dezentrale Öffentlichkeit schützen sollten.
Potentielle Regeln, die mir da in den Sinn kommen:
– Nutzung von FOSS
– Beschränkung wie viel Prozent der Monthly Active Users im Fediverse eine Instatz haben darf. (Mastodon.social hat fast 25% und die Zahl sollte lieber runter als rauf gehen)
– Verbotene Praktiken in den Geschäftsregeln, wie z.B. Verbot von Werbe-Profilbildung oder ähnliche profitgetriebene Ausschlachtung von Nutzerdaten
Wir brauchen eine Diskussion und dann einen Konsens darüber, was ein Betreiber machen darf, der im Fediverse föderieren möchte.
Das stellt nämlich Regeln auf, denen man folgen kann.
Wir brauchen keine Diskussionen darüber, wer man sein darf, um im Fediverse mitmachen zu dürfen. Das ist Diskriminierung.
Also, ich hab da schon überzeugendere Trollversuche gelesen.
Philip Engstrands Aussagen waren früher auch mal treffender und pointierter.
Wir werden alle älter und nachgiebiger.
Ich hatte einige erbostere und sarkastischere Kommentare im Anschlag, aber letzendlich gehe ich davon aus, das der Autor weit schlauer ist, als der Artikel hoffen läst.
Es kann gar nicht erst gemeint sein.
(wer mehr erfahren will, liest den entsprechenden Thread in Mastodon)
Zeicka.
(Berlinerisch für „Bitte, zeig doch einmal diesen Thread her.“)
https://23.social/@markusreuter/111945366084527383
Achso, danke.
> wer mehr erfahren will, liest den entsprechenden Thread in Mastodon
Ja, wer sich nicht davon abhängig machen will, ob kritische Sätze hier die Gnade der Freischaltung erhalten, wählt andere Kanäle. Der leiseste Hauch von Kritik an Netzpolitik.org wird verhindert. Allerdings gibt es darauf mittlerweile einen gemeinsamen Blick von außen darauf. Nichts ist schlimmer als zu Selbstzensur gedrängt zu werden, trotz anständiger Formulierungen. Mögliche und wahrscheinliche Gründe für diese bedauerliche Entwicklung kann man andernorts nachlesen.
Diese Erwartungshaltung, dass hier in Echtzeit moderiert werden soll am Wochenende, ist wirklich ätzend. Und wenn es dann mal nicht schnell genug geht, dann wird laut „Zensur“ gerufen.
„Kontroverse Text zu nachtschlafender Zeit am Samstag veröffentlichen und sich dann über Kommentierung beschweren“ – lasse ich im Pflichtprogramm gelten. Ich will dann in der Kür aber noch was sehen.
> Die wichtigste Frage auf dem Weg vom kleinen Fediverse zur globalen Öffentlichkeit lautet aber: Wie verbinden wir uns mit anderen, potentiell gefährlichen Akteuren, ohne von ihnen gefressen zu werden?
Welchen Grund – außer erzwungenes Appeasement – sollte man haben, sich mit „potentiell gefährlichen Akteuren“ zu verbinden? Und wie klug ist es zu hoffen, nicht „von ihnen gefressen zu werden?“
Mich erinnert dies vage an die Propagandisten von Nordstream-II.
So wie ich es sehe, ist die Frage nicht technische Machbarkeit, sondern wer letztlich die Arbeit hat. Eine (gesunde) Community aufbauen und pflegen bedarf einiger Manpower, die nicht von den Großen auf die Kleinen abgewälzt werden darf. Kippen also die großen Plattformen ihren Inhalt einfach in die Föderation aus und warten drauf, dass andere den toxischen Dreck davon wegräumen, wäre nichts gewonnen. Eventuell müssen Einzelentscheidungen ja mehrfach getroffen werden (jede Instanz muss entscheiden), was tatsächlich schnell zum Overload führen kann. Aufwändige, flexible Algorithmen sind ja eher bei den großen, zentralen Netzwerken machbar.
Insofern kann ich mir vorstellen, dass neue Kooperationsformen auch neue Entscheidungswege brauchen, und da müssen die Großen und Kleinen gemeinsam steuern können.
> Die wichtigste Frage auf dem Weg vom kleinen Fediverse zur globalen Öffentlichkeit lautet aber: Wie verbinden wir uns mit anderen, potentiell gefährlichen Akteuren, ohne von ihnen gefressen zu werden?
Welchen Grund – außer erzwungenes Appeasement – sollte man haben, sich mit „potentiell gefährlichen Akteuren“ zu verbinden? Und wie klug ist es zu hoffen, nicht „von ihnen gefressen zu werden?“
Wie soll BlueSky, X oder Threads meine Mastodon-Instanz fressen… ob ich mit denen föderiere oder nicht?!
Also ich habe meine eigene Mastodon-Instanz (und für ein paar Freunde < 10) und habe keine Erfahrungen mit Twitter. Was ich extrem positiv finde ist, wenn Organisationen und Politiker auf Mastodon sind. Auch wenn es "offizielle" Instanzen von Ministerien etc. gibt. So will ich das. Wenn mehr Leute zu finden sind, freue ich mich auch. Immer gerne mehr Inhalte. Was das vielzitierte "Mastodon-Wohnzimmer" ist, weiss ich nicht. Aber meine Interessensbereiche sind im Wohnzimmer wohl nicht so gut vertreten, wie ichs gerne hätte. Wenn also weitere Instanzen dazukommen, finde ich das gut. Wenn die Instanzen groß sind. Mir recht. Wenn die Instanzen noch nen Parallel-Client programmieren (BlueSky, Threads, etc…) mir auch recht. Das ist ja das tolle, es kann beliebige Clients geben. Mit Algorithmus, ohne Algorithmus. Mit eigenen Emoji-Packs. Mit Emoji-Antworten, anstatt nur Sternen (Pleunoram oder wie das heisst.). Dass bei den Instanzen auch kommerzielle dabeisind, auch ok. Aber die "offiziellen Kanäle", wie Bundesregierung etc… sollten ihre eigenen Instanzen haben, und nicht bei kommerziellen posten. Da kann man Posts, Bilder und Videos noch so toll als AI-generated 'watermarken', das einzige was hilft ist: wo ist das Original. Also müssen offizielle Posts auf offiziellen Instanzen gepostet werden. Das machen die aber nur, wenn das auch wer liest. Also: mehr Nutzer her! Mehr föderieren. Die Welt, ein globales Dorf oder eben Wohnzimmer.
Ich bin mir nicht sicher… sind 400 offene PRs und 3000 Issues normal für so ein Projekt?
https://github.com/mastodon/mastodon/pulls
https://ploum.net/2023-06-23-how-to-kill-decentralised-networks.html
fand diesen Artikel interessant und machte mich nachdenklich
Ja, den fand ich auch interessant. Die Debatte habe ich damals zusammengefasst: https://netzpolitik.org/2023/big-tech-zoff-um-die-zukunft-des-fediverse/
danke für den Hinweis auf den Artikel. hatte ich noch nicht gelesen.
Danke. Der verlinkte Artikel nimmt auch Bezug auf E-Mail (welches nicht von gMail gefressen wurde). Klar, durch Spam ist es schwieriger einen eigenen Mailserver zu hosten, aber immernoch 1st Citizen.
Ich denke, der Grund warum E-Mail nicht gefressen wurde ist nicht, dass es zuviele große Player gibt, die sich nicht gegenseitig kaufen können (gmail, t-online, gmx/webde, etc…)
Sondern, dass es einfach zurecht für unseriös gehalten wird, wenn eine Firma Mailadressen wie CEOvonKraussMaffei@t-online.de oder Vertragsangelegenheiten_HUK-Coburg@gmx.net hat.
Da müssen wir beim Fediverse auch hin! Jede Firma/Institution die über einen kommerziellen Anbieter posted (Microbloggin, Videos, etc…) muss als unseriös gelten!!! Jeder professionelle Akteur braucht seine eigene Instanz!!!
Da sage ich: „Die Chance ist jetzt!“ und das aber nicht aufgrund des Twitter-Meltdowns, sondertn wegen Fake-News, Deep-Fakes und LLM-generated stuff. Wer nicht auf seinem eigenen Kanal/Instanz postet sollte nicht mehr ernstgenommen werden und verdächtigt, dass es ein Fake ist. So wie es bei E-Mail schon lange ist!
Ich stimme dem Artikel im wesentlichen zu. Ich begreife das auch in erster Linie als Chance um endlich einen anderen Ansatz als den „walled garden“ zum Standard zu machen.
Aber gerade weil die „Chance jetzt ist“, wie du richtig schreibst, Markus, frage ich mich wann Netzpolitik.org endlich offiziell auf Mastodon zu finden ist? Ich habe gerade nochmal gesucht, konnte aber keinen offiziellen Account finden. :( Ich würde mich freuen, wenn ich einfach nur etwas übersehen habe…
Der offizielle Account ist dieser hier: https://chaos.social/@netzpolitik_feed
Und ob wir auch eine eigene Instanz machen, entscheiden wir gerade.
Danke für dir schnelle Antwort… Hatte ich auch kurz nachdem ich mein Kommentar abgesetzt habe auch gefunden. 🙈
Eine eigenen Instanz wäre natürlich noch genialer und/oder das ActivityPub WordPress Plugin für den Blog aktivieren.
Mir fällt es schwer, eine klare Haltung dazu zu entwickeln. Einerseits sehe ich auch durchaus Chancen in der Kopplung. Andererseits haben nach Monopol strebende US-Firmen immer wieder gezeigt, wie sie die Strategie E³ beherrschen: Embrace, Extend, Extinguish. So, wie beispielsweise M$ seinerzeit CyanogenMOD abgemurkst hat, könnte auch hier eine tödliche Umarmung drohen. Gibt es einen Weg, Mastodon sicher davon zu schützen? Oder sehe ich zu schwarz?
Das ist die alte Frage, die seit Facebook das Internet umtreibt, mit wieviel anderer Meinung kann ich umgehen?
Der Artikel erweckt den Eindruck, dass jede andere Meinung als die ded Autors, „gefährlich“ sein muss und daher wie selbstverständlich ausgeschlossen werden sollte und als „toxisch“ gilt. Diese Verengung der Debatten ist eine notorische Entwicklung, die zu dem geführt hat wo wir uns gerade befinden. Die Menschen glauben sie müssten jeden hassen, der eine andere Meinung hat und umgekehrt, glauben das die sie auch hassen.
Dabei war es mal so einfach, es gab für jeden ein „gemütliches, sicheres Wohnzimmer […] in dem sie sich mit vertrauten Menschen austauschem“ konnten. Das waren Foren und Newsgroups. Doch Facebook&co erschafften ein Monster, mit dem Menschen grosse Schwierigkeiten haben, weil ihnen niemand beibringt das es auf alle Dinge auch andere Sichtwiesen, als die eigenen gibt.
Mein Eindruck ist das es um die berühmte Haltungsfrage geht. Aber damit kommen wir Gesellschaftlich nicht weiter. Da nie alle die gleiche „Haltung“ haben werden und jeder Mensch von seiner Umgebung geprägt wird und daher mit deiner oder meiner Meinung nicht übereinstimmen kann.
Deshalb wäre es wichtig, dass es viele kleine soziale Plattformen gibt, wo jeder auf die Menschen trifft, mit denen er sich austauschen kann. Aber das widerspricht natürlich den Zielen des Kapitals, dass durch Zentralisierungen so erfolgreich im Internet wurde. Egal ob Handel (Amazon, ebay), Kommunikation (Facebook, Twitter) oder Technik (Apple, google, Microsoft). Die Vielfalt hat verloren und ist auch sozial ein grosser Verlust. Und ich glaube kaum das eine andere Plattform dies ändern wird, im gegenteil.
Es ist beänstigend, dass Firmen wie Meta und Google ein Quasi-Monopol auf die Dienste des Internets hat. Das Internet ist vom Grundsatz eher dezentral gedacht und vor 20 Jahren war das Internet noch dezentraler, als es heute der Fall ist. Die Masse nutzt fast ausschließlich kommerzielle Dienste von Meta und Google und das obwohl es freie und kostenlose Alternativen gibt, die zum Teil besser sind. Wer seine Daten einer Firma anvertraut, die kommerziell ist, darf sich nicht wundern, wenn die Daten missbraucht werden. Außerdem kann der Inhalt auf einer Plattform, die einer Firma gehört beliebig gelöscht werden, sodass man Dienste von Meta und Google als nicht zensurresistent bezeichnen kann. Das Fediverse ist die passende Antwort auf die kommerziellen Dienste und würde das Internet endlich wieder dezentral machen. Auch für YouTube gibt es mit PeerTube eine freie Alternative, das ist interessant, weil auch auf YouTube immer mehr und willkürlich gelöscht wird. Ich finde das erschreckend. Selbst für WhatsApp gibt es eine freie und dezentrale Alternative: XMPP. Für Android gibt es den Conversations-Messenger. XMPP ist dezentral und man kann einen eigenen Server betrieben. Auch auf X (ehemals Twitter) wird immer mehr zensiert. Pixelfed ist die Antwort des Fediverse auf Instagram. Seit Instagram die Hastags quasi bedeutungslos gemacht hat und man eigentlich keinen Inhalt mehr darüber finden kann, wird Pixelfed immer interessanter. Ich wünschte, mehr Menschen hätten den Mut, diese freien Alternativen zu nutzen. Ich nutze so gut wie gar keine kommerziellen Dienste mehr, und bin darüber auch nicht mehr erreichbar. Wer mich erreichen will, muss einen dezentrale Alternative nutzen. Wenn alle Menschen das so handhaben würden, würden die Alternativen über nacht groß werden. Leider ist das nur Wunschdenken.
Ich sehe hier zuerst mal einen Technischen Zielkonflikt. Es wird doch allenthalben Interoperabilität gefordert, speziell bei Messengern. = Föderation – wenn der Nutzer es will oder?
Und dann ist das grundlegende Problem bei allen diesen Medien doch das Vertrauen. Oder, besser gesagt: das Zerstörte Vertrauen durch schädliches Handeln von Regierungen (Chatkontrolle, VDS, abschnorcheln) und Global Playern die Benutzerinteraktionen zu Gold/Geld machen.
In dem Umfeld ist ein Grundlegendes Vertrauen das ein User, ein Post oder sonst was überhaupt echt, valide oder nur ein Fake, Werbung oder Desinformation sei überhaupt nicht mehr vorstellbar. Wie man da noch tragfähige „Brücken“ bauen sollte ist mir wahrlich schleierhaft.
Rein Technisch gewinnt man m.E. durch die Dezentrale Organisation auch nichts. Jedenfalls hilft dies nicht unbedingt gegen Soziale, Gesellschaftliche Probleme. Klar ist nur das der Zentrale Ansatz der großen dort die Möglichkeit Einfluß zu nehmen optimiert. Und „Filter“ an allen dezentralen Punkten, bei Instanzen oder Usern führen m.E. nur erneut zu Zensurdebatten und Filterblasen die es bei den Großen doch auch schon gibt. Man gewinnt bestenfalls die „Option“ hinzu das man die Möglichkeit erhielte aus dem dann herein schwappenden Müll-ozean die für einen persönlich relevanten Heraus picken könnte.
Frage nebenbei: Warum arbeitet eigentlich niemand an Alternativen wie einem besseren IRC wenn es um Echtzeit-chat mit Mehrwert ginge, oder an einem Usenet 2.0 bei dem man nicht nur Text in Thematisch sortierten Gruppen verteilen könnte? Auch Dezentral!
Ist die Welt so auf den kleinen „Magischen“ Kasten in der Hand fixiert das man sich ein Leben ohne den – und Zwitter/Nix u. Co. – nicht mehr vorstellen kann?
Zum Vertrauensproblem: Was ist eigentlich mit DPA o.a. Netzwerken passiert das die offenbar für die Arbeit Irrelevant geworden sind? Ist das wie mit VoIP statt Festnetz? AllInOne!
> Ist das wie mit VoIP statt Festnetz? AllInOne!
Wie abhörsicher ist VoIP? Verschlüsselte Telefonie? Seit VoIP lebe ich ohne Telefon. Und ich genieße das.
Anonymous sagt:
18. Februar 2024 um 19:40 Uhr
>> Ist das wie mit VoIP statt Festnetz? AllInOne!
> Wie abhörsicher ist VoIP?
Falscher Kontext. Der Punkt ist nicht VoIP oder Festnetz sondern das es DPA und andere Spezialisierte Journalistische Netzwerke gibt oder gab. Deren Aufgabe es eben ist (Hoffentlich vertrauenswürdig) Neuigkeiten zu verbreiten. Es hat für mich den Anschein das es Journalisten heute nicht mehr ausreichend erscheint DPA o.a. Tickermeldungen zusammen zu tragen. Man will von vielen Quellen Infos sammeln. Und ich frage mich eben wie vertrauenswürdig diese Quellen dann immer sind, und wie man deren Infos; In Krisen/Kriegs-zeiten; denn überhaupt verifizieren könnte. Und ob damit nicht eine Abwertung der Klassischen Nachrichten-Netzwerke verbunden ist. Und eine Sinkende Qualität der Berichterstattung insgesamt.
Und das ist dann wieder wie bei VoIP versus Festnetz. Das existierende, eingeführte, Funktionierende wird durch eine neue, andere, Hier zentralisiertere; Technik ersetzt – die damit aber noch nicht bewiesen hat das sie besser ist. Nur das sie billiger ist wird sofort klar. Weil die Alten Strukturen dann abgebrochen werden und niemand mehr dort hin zurück kann.
Und also ist das Billigere/Schnellere heute der Feind des Guten. :-/ [Was jetzt auch kein Pro-DPA Plädoyer sein soll]
Nachtrag (wg. zu lang und keiner Zahlenangabe beim Tippen): Ich habe IRC benutzt, ich benutze weiterhin usenet und ich habe früher Mailboxnetze wie Mausnet und Fido verwendet.
Aber ich hatte, habe und werde wohl auch bis auf weiteres keinen Dienst wie TWITter/X o.ä. nutzen. Denn ich bin nur ein Endnutzer und informiere mich mehr über die Klassischen Medien – aber auf deren Digitaler Repräsentation. Da nerven mich eher Cookie-Terrorbanner, Paywalls, Seitenverseuchung durch Horden marodierender Scripte und alles das mehr als nur meine IP für den Zugriff auf die Webseite speichern will ist mir da zuwider.
In wie fern hilft mir da ein Fediverse in groß oder klein, mit Brücken oder ohne? Ich denke: Null!
Meta und auch andere Konzerne hab ausschließlich Interesse am Kommerz. Das ist auch nötig und legitim für einen Konzern.
Der Idee des freien und sozialen Netzwerks steht der Kommerz allerdings diametral gegenüber.
Die werden auf die Enwicklung so Einfluss nehmen (müssen), dass unsere Daten und Einträge der Werbeindustrie in gewinnbringend vermarktet werden.
Und genau das wollen ich und viele andere nicht.
Glaubt ihr denn ernsthaft, dass irgendwelche Mastodoninstanzen in Verhandlungsposition sind, da was zu erwirken?
Es gibt zumal gute Gründe, die gegen Föderation mit großen, unternehmenskontrollierten Netzen spricht:
1. Der Föderationsgedanke baut darauf auf, dass es keine großen Server gibt, die bei einem Ausfall wenig Schaden anrichten. Wenn aber das Fediverse im Prinzip einfach zu einem alternativen Threads-Frontend wird, dann haben wir das Problem, dass Threads schnell mal too big to fall wird. Wenn dann etwa viel Spam von Threads kommt, kann man es nicht wirklich gut deföderieren.
2. Im Fediverse behalten sich Instanzen das Recht vor, mit Instanzen nicht zu föderieren, wenn die zum Beispiel andere Werte vertreten. In der Regel wird etwa mit rechten Instanzen nicht föderiert. Und es ist nunmal kein Geheimnis, dass Meta ganz andere Einstellungen hat, als wir. In den USA meint Meta, dass bereits das Folgen eines Threadsaccounts sie dazu berechtigt, deine Daten zu verwerten.
3. Ist gesichert, dass die ganzen kleinen Fediserver eine Anbindung rechentechnisch überhaupt durchführen können?
4. Meta hat die Hosen an. Die können uns im Prinzip ihre Bedingungen aufdiktieren. Was ist etwa, wenn in ein paar Jahren Meta plötzlich die Schnittstelle gebührenpflichtig macht oder so? Das Fediverse könnte nicht „mitgestalten“, Meta bekommt die Macht, das Fediverse zu gestalten.
Und ja, Journalisten sind auf Informationen angewiesen. Aber Mastodon ist ein soziales Netzwerk, keine Informationsplattform — genausowenig wie Threads, BlueSky oder Twitter. Journalistische Arbeit besteht nicht darin, sich auf sozialen Netzwerken einzububblen und das dann als Recherche zu verkaufen. Gerade in einer Zeit der Desinformation ist glaub ich ein Dienst, der eigentlich dafür da ist, mal seine Gedanken rauszuposaunen, kein adäquates Informationsmedium.
Zitat: Journalistische Arbeit besteht nicht darin, sich auf sozialen Netzwerken einzububblen und das dann als Recherche zu verkaufen. Gerade in einer Zeit der Desinformation ist glaub ich ein Dienst, der eigentlich dafür da ist, mal seine Gedanken rauszuposaunen, kein adäquates Informationsmedium.
Guter Punkt! Letztlich landen wir wieder beim Thema der Bequemlichkeit und der Problematik eines Bequemlichkeits-Bias. Twitter war aber auch schon immer eine Penis-Vergrösserung zur Reichweitenverlängerung und zum Emotionen schüren. „Follower“ ist im Grunde eine herabwürdingende Bezeichnung für Minderbegabte (Rezipienten), die einem flötenspielenden Rattenfänger von Hameln hinterherlaufen, was der Journalistensprech mit „bespielen von Medien“ auch meint bzw. erzeugt.
Mit Verlaub, das ist so ein unglaublicher Bullshit. Twitter war für die Reichweite von Artikeln bei netzpolitik.org z.B. nie wirklich wichtig, da kamen auch in besten Zeiten nie mehr als 3 Prozent der Leser:innen her. Viel wichtiger war es als Informationsnetzwerk, in dem ich jeder beliebigen Bürgerrechtsgruppe oder Aktivist:innen auf der Welt folgen konnte, Menschen aus der Wissenschaft, usw. – und eben deren Informationen zeitnah bekomme. Wer das nicht sieht, hat eben nicht verstanden, wie man das nutzen konnte.
Anm. der Moderation: Kommentar wurde nicht veröffentlicht, siehe: https://netzpolitik.org/kommentare/
Danke für deinen ausführlichen Beitrag. Ich muss bestehen ich sehe mich da auch eher als.Skeptiker. Am ehesten weil ich mit Diaspora, XMPP … schon einige Netzwerke gesehen habe, die mit einem „Wir wollen so sein wie …“ sich massiv übernommen haben, oder eben gespalten oder ausgenutzt wurden. Das wünsche ich mir für das Fediverse nicht und vermisse aktuell zu wenig die von dir aufgeführten Akteure oder vollständig en Nachrichtenüberblick.
Dein aktueller Vergleich mit den Kleingärten u d der Freiheit, das jeder Gärtner.und jede Kolonie eine für sich passende Weg finden darf und sollte fand ich schön und passend :)
Hallo,
ich muss zugeben – ich verstehe die Diskussion nicht.
Mastodon ist Open Source und frei für jeden. Das ist die Idee hinter den Inseln.
Viele Inseln werden von Einzelpersonen betrieben, einige auch von größeren Gemeinschaften.
Warum machen nicht die, die offene, integrative Lösungen wollen einfach offene, integrative Inseln auf und die, die das nicht wollen schotten sich halt ab?
Das ist doch gerade das Prinzip hinter Mastodon. Eigene Inseln mit eigenen Regeln.
Da muss doch keine Regel für alle her?
Grüße,
Torge
>> Eigene Inseln mit eigenen Regeln.
>> Da muss doch keine Regel für alle her?
Das ist schon richtig. Das reicht aber vielen nicht, aus unterschiedlichsten Gründen. Manche wollen gar „asowsche Brücken“ bauen.
Metadaten sind gefährlich, und die werden gesammelt was das Zeug hält. Das interessiert aber Leute nicht, die ihre Zeit mit endlosem Scrollen und Bildchen gucken verbringen wollen. Davor graut mir.
Ich habe mein Insel-Paradies noch nicht gefunden. Eine kleinere Insel kluger Menschen, die in kultivierter Weise intellektuelle Gedanken austauschen können, selbstverständlich anonym und verschlüsselt. Bisher sah ich nur vermüllte Strände und Wellen, die Plastik anspülen.
Der Grund ist wohl der Simplicissimus der User (Nur einen Dienst haben zu wollen) und der Netzwerk-Effekt (Die Lemminge folgen dort hin wo die meisten anderen Lemminge auch sind).
Für den Zweck Breiter Informations-Beschaffung müßte man wohl bei Vielen Inseln zugleich Angemeldet sein. Föderation bedeutet ja schon das sich einzelne zusammen organisieren. Aber dann bleiben sie immer noch kleine Inseln die keine Kritische Masse erreichen. Die mit den Großen Haien eben auch nicht zusammenarbeiten – selbst wenn sie im gleichen Ozean schwämmen, nur vielleicht an einer anderen küstenlinie… Gemeinsame Regeln könnten wohl helfen. Aber wenn Insel 1 nur Nerds will, Insel 2 nur für Linke ist und Insel 3 Neonazis gehört, wer soll da gemeinsam gültige Regeln finden. Und wie soll das klappen wenn der Dickste Fisch im Teich mit spielen soll – sich aber an keine der Regeln der anderen halten will? Klappt nicht. Soziales Zusammenleben sieht „etwas“ anders aus.
> Der Grund ist wohl der Simplicissimus der User (Nur einen Dienst haben zu wollen)
Das möchte ich bezweifeln. Ohne das abendfüllend auswalzen zu wollen, wäre die Frage zu klären, ob das ein originäres User-Bedürfnis ist, oder ein mittels Marketing eingeredetes und bewirtschaftetes.
> und der Netzwerk-Effekt (Die Lemminge folgen dort hin wo die meisten anderen Lemminge auch sind).
Auch da wäre zu klären, inwieweit dies eine gern gebrauchte Stereotype ist, und ob der User-Begriff schon zu einem universellen Synonym für Trottelhaftigkeit geworden ist. Die Vorstellung, es gäbe Insta-Klippen, über welche die eigene Verwandlung zu Fischfutter erlebt werden kann, könnte einem Kafka gefallen, während im Schloss das Geld gezählt wird.
Ich habe eine aktuelle Übersicht der ÖRR + Bundesbehörden (Instanzen/Profile+Followerzahlen) erstellt, die auf Fediverse / Mastodon zu finden sind : https://digitalcourage.social/@synapsenkitzler/112019679950739201
Auszug:
@ard.social (hat insgesamt 10 Profile):
@tagesschau 49 tsd.
@NDR 13 tsd.
@zdf.social (hat insgesamt 4 Profile):
@ZDF 29 tsd.
@3sat 7,5 tsd.
@edi.social (hat insgesamt 6 Profile)
@janboehm 192 tsd.
@zdfmagazin 85 tsd.
@social.bund.de (106 Profile)
@bfdi 44
@Bundesregierung 29
@AuswaertigesAmt 27
@bsi 23
@dlr_next 22
@DeutscherWetterdienst 19
@RKI 16